Es begann gleich am ersten Tag mit einem Paukenschlag. Simon Albrecht (GER – Junioren A) flog im 300m Sprint in Weltrekordzeit von 23,03 sec über die 200m Bahn. 7 Tage später endete die EM2014 mit einer Sensation beim Abschluss-Marathon. Felix Rijhnen (GER) frühzeitiger Ausreisversuch wurde mit der Goldmedaille gekrönt. Doch die EM hatte viele weitere Highlights zu bieten. Die Italiener dominierten einmal mehr die Rennen auf der Bahn und Straße und holten 65 Medaillen. Das Deutsche Team kam am Ende auf 37 Medaillen. Hervorzuheben auch die klare Linie der Schiedsrichter, die dank Videobeweis bei allen Entscheidungen richtig lagen und bei den Disqualifikationen auch vor großen Namen keinen halt machten.
Auch die Großbettlinger Sportler trugen Ihren Teil zum Erfolg der Deutschen Mannschaft bei. Fabian Dieterle holte 2x Silber in der Staffel und die in Großbettlingen trainierende und für den TSV Bernhausen startende Larissa Gaiser 1x Silber, ebenfalls in der Staffel. Nur Ricardo Kugler ging nach seiner Gold und Silber Medaille aus dem Vorjahr leer aus. Doch alle 3 Sportler teilten das gleiche Handicap. Sie gehörten in ihrer Altersklasse zum jüngeren Jahrgang und dürfen bei der EM im nächsten Jahr in Wörgl (AUT) nochmals in derselben Klasse antreten.
Die Arena Geisingen, die die EM veranstaltet, ist wohl weltweit der beste Veranstaltungsort für eine Inline-Veranstaltung. 2010 wurde die komplett überdachte Arena eigens für den Inline-Sport konzipiert und gebaut. Seit diesem Zeitpunkt trainieren immer wieder Spitzensportler aus der ganzen Welt auf der Bahn. Sie gilt unter den Skatern als sehr schnelle, jedoch schwer zu fahrende 200m Bahn. Nur wer eine gute Technik mitbringt, kommt gut und vor allem schnell durch die mit 18% überhöhten Kurven. Da die EM nicht nur auf der Bahn sondern auch auf der Straße ausgetragen wurde, wurde eigens eine neue Zuschauertribüne an den bereits vorhandenen Straßenkurs gebaut. Für den Abschluss-Marathon wurde der komplette Stadtkern von Geisingen gesperrt und für die Zuschauer ein attraktiver Rundkurs abgesteckt.
Unter den Zuschauern waren auch viele prominente Vertreter aus anderen Sportarten. Eisschnelllauf-Bundestrainer Markus Eicher zeigte sich in einem Interview gegenüber dem Handelsblatt begeistert. Vor allem der Staffelwettbewerb hatte es ihm angetan und er forderte, diese Wettkampfform zukünftig auch auf dem Eis auszutragen. Zusätzlich war er nach den Wettkämpfen der Meinung, dass Eisschnellläufer auch an Inline-Wettkämpfen teilnehmen. Dies galt im Deutschen Eisschnelllauf bisher als „No go“. In den Niederlanden, einer der aktuell erfolgreichsten Eisnationen, ist dies schon lange an der Tagesordnung. Olympiasieger Michel Mulder und Bruder Roland Mulder (beide NLD) waren ebenfalls am Start, wie auch andere Eisschnellläufer aus verschiedenen Nationen. Der Olympia-Vierte von Sotschi, Bart Swings (BEL), der wohl weltbeste Inlineskater, gewann das 10.000m Ausscheidungsrennen auf der Straße und stellte eindrucksvoll unter Beweis, dass man in beiden Sportarten große Erfolge haben kann. Alexis Contin (FRA) konnte sensationell die zwei Langstreckenrennen über 10.000 und 15.000m innerhalb von zwei Tagen auf der Bahn gewinnen. Eine beeindruckende Leistung. Doch das große Finale gehörte dem Deutschen Felix Rijhnen. Aufgrund von einsetzendem Regen wurde das Marathon-Rennen nach einem Drittel der Distanz abgebrochen, um die Gesundheit der Sportler zu schonen. Nachdem alle Skater auf Regenrollen umgestiegen waren, wurde der Marathon erneut über die volle Distanz gestartet. In der folgenden Regenschlacht startete er gemeinsam mit dem Franzosen De Mallevoue frühzeitig einen Ausreißversuch, der letztendlich zum Erfolg führen sollte. Am Ende hatte Rijhnen die besseren Konditionsreserven und konnte den Franzosen 3 Runden vor Schluss entscheidend abhängen. Der Jubel im Ziel kannte keine Grenzen.
Einziger Spielverderber waren mal wieder die überregionalen, Deutschen Medien, die mit Abwesenheit glänzten. Während aus den anderen Nationen eigens Sportjournalisten angereist waren, und an allen Tagen überregionale Zeitungsberichte verfassten, wurde in Deutschland nur in der lokalen Presse und im Lokalfernsehn von dem Event berichtet. Aus der Schweiz war sogar zeitweise ein Fernsehteam vor Ort. Somit wurde den meisten sportbegeisterten Zuschauern in Deutschland die Heim-EM leider vorenthalten. Für die Deutschen Sportler, die in vielen Rennen überragende Leistungen boten, ein traurige Randerscheinung. Hier kann man nur hoffen, dass die Mainstream-Ausrichtung des Deutschen Fernsehens und der Presse vielleicht mal wieder mehr in die Breite geht.
Die Deutschen Sportler freuten sich schon darüber, das eine oder andere Autogramm geben zu dürfen und zumindest in der ausländischen Presse Erwähnung gefunden zu haben. Für die Großbettlinger Sportler ist die Saison nun vorbei. Bis auf Fabian Dieterle haben die restlichen Sportler aus Altersgründen keine Chance, für die diesjährige WM in Argentinien nominiert zu werden. Sie haben sich den Sommerurlaub nach der Trainingstortur der letzten Monate redlich verdient.
Ergebnisse:
http://www.europeaninlineservice.com/ftpresults/2014ESSCTrack
http://www.europeaninlineservice.com/ftpresults/2014ESSCRoad
http://www.europeaninlineservice.com/ftpresults/2014ESSCMarathon