Die diesjährige Inline-Speedskating WM fand wieder in Europa statt. Diesmal in der Region Vicenza in Italien. Das deutsche Team um die Langstreckenspezialistin Larissa Gaiser vom TSuGV Großbettlingen reiste bereits eine Woche vorher nach Italien, um sich an die spezielle Bahn zu gewöhnen. Diese war wie auch bei der EM parabolisch, anders beschichtet und nicht einfach zu fahren. In den ersten Trainingstagen machte die große Hitze den Teams zu schaffen. Hinzu kam, dass die Wettbewerbe bis 20:30 Uhr beendet sein mussten, da der Veranstalter es nicht geschafft hatte, eine ordentliche Beleuchtung zu installieren. Das bedeutete Finalläufe bei bis zu 37 Grad. Normalerweise finden Sportveranstaltungen in südlichen Gefilden abends statt, um die Gesundheit der Sportlerinnen und Sportler nicht unnütz zu beanspruchen. Wie schon bei den vergangenen Weltmeisterschaften konnte man wieder das Fazit ziehen: Organisatorisch ist noch viel Luft nach oben.
Glücklicherweise hatte Petrus ein Einsehen und schickte Anfang der Woche etwas Abkühlung. Allerdings so viel, dass das Fahrerlager teilweise unter Wasser stand. Dies wirbelte den Zeitplan kräftig durcheinander.
Doch zumindest sportlich hielt die WM, was sie versprochen hatte: Spitzensport auf höchstes Niveau. Die Rennen waren unglaublich spannend. Von vorneherein war klar, dass die meisten Medaillen wieder nach Kolumbien gehen würden. Die Frage war nur, wie oft die kolumbianische Nationalhymne bei der Siegerehrung ertönt und wer den Südamerikanern Paroli bieten kann. Nach den Bahnwettkämpfen war die Ernüchterung groß. Von 24 Goldmedaillen gingen 19 an die Kolumbianer. Keine andere Nation hatte etwas dagegenzusetzen.
Auf der Straße sah es dann doch etwas freundlicher aus. Dort konnten Italien und Belgien jeweils 3 Goldmedaillen für sich gewinnen. Überragender Akteur aus Europäischer Sicht war wieder einmal Bart Swings aus Belgien, der gleich 4 Goldmedaillen gewinnen konnte. Deutschland tauchte erst nach dem letzten Rennen im Medaillenspiegel auf. Felix Rijhnen hatte im Abschlussmarathon sensationell Silber gewonnen. Weitere Medaillen blieben dem Deutschen Team leider verwehrt.
Die Nürtingerin Larissa Gaiser ging auf der Bahn hochmotiviert an den Start. Bereits am ersten Tag stand das 10.000m Ausscheidungsrennen auf dem Programm. Gemeinsam mit ihrer Teamkollegin Angelina Otto aus Gera kämpfte Sie verbissen in dem hochkarätig besetzen Feld. Am Ende sprang mit Platz 7 der erhofft gute Einstand in die WM heraus. Am Folgetag standen mit den 1.000m und den 10.000m Punkte-Ausscheidungsrennen ihre Lieblingsdistanzen auf dem Programm. Zuerst ging es auf die 1.000m. Der Vorlauf war kein Problem und sie konnte sich mit einer taktisch klugen Leistung fürs Viertelfinale qualifizieren. Dort hatte sie großes Pech. Mitte des Rennens wollte sie mit einem schnellen Wechsel nach Innen das Feld überholen. Doch sie kollidierte mit der Chilenin Romina Perez und stürzte. Damit waren alle Hoffnungen auf einer Finalteilnahme dahin. Bei dem Sturz zog sie sich Blessuren an der Hand und am Becken zu. Zusätzlich wurde sie für das Manöver nachträglich disqualifiziert.
Doch davon ließ sie sich nicht unterkriegen. Mit frischem Anzug und provisorischem Verband stand sie wenig später aber wieder beim 10.000m Punkterennen am Start. Dort zeigte sie ebenfalls eine Spitzenleistung und konnte am Ende 5 Punkte ersprinten. Dies bedeutete in der Endabrechnung Platz 5.
In der abschließenden Staffel kam sie mit Leonie Ohl und Angelina Otto nach einer furiosen Aufholjagd und einem beinah Staffelwechselfehler ins Finale. Dieser wurde im Nachgang von den Schiedsrichtern kritisch geprüft und die erstmalig ausgesprochene Disqualifikation wieder rückgängig gemacht. Das Finale musste dann aufgrund eines heftigen Unwetters abgebrochen und auf den Ruhetag verlegt werden. Dort waren die Staffeln von Kolumbien, Frankreich und Italien zu stark. Am Ende kam das Team um Gaiser auf Platz 5.
Auf der Straße ging es dann ohne Ruhetag weiter. Die 15.000m Ausscheidung lies Gaiser aus und konzentrierte sich komplett auf das 15.000m Punkte-Ausscheidungsrennen am Folgetag.
Dieses Rennen war aus Ihrer Sicht aber das verrückteste und härteste Ihrer Karriere. Gaiser ging das Rennen offensiv an und holte am Anfang direkt einen Punkt. Danach wurde das Tempo unheimlich schnell und die beiden Kolumbianerinnen Fabriana Arias und Gabriela Rueda liefen wie entfesselt. Sie kontrollierten das Rennen und ließen den anderen Fahrerinnen keine Chance. Die Taktik von Gaiser ging leider nicht auf. Am Ende sprang Platz 12 raus. Im abschließenden Marathon wurde sie 27. Ihr Fazit nach den Wettkämpfen: „Ich bin mit meinen Top5-7 Platzierungen an einem Punkt, wo ich jetzt manchmal einfach mehr Risiko eingehen muss.“ Diese Aussage lässt erahnen, dass Gaiser auch im nächsten Jahr wieder angreifen will.
Bilder: Thomas Wendt