Skaterin Sarah Johann wieder im Guinness Buch der Rekorde

Um ins Guinness Buch der Rekorde zu kommen, benötigt man meist eine ausgefallene Idee oder man muss einen bestehenden Rekord unterbieten. Bereits 2022 hatte die Grabenstetter Skaterin Sarah Johann, die für den TSuGV Großbettlingen fährt, einen verrückten Rekord aufgestellt. Sie wurde beim großen Berlin Inline-Marathon schnellste Skaterin in einem Superhero-Kostüm. Damals fuhr sie kostümiert den Berlin-Marathon in 1:30 Minuten. Schon damals eine beachtliche Leistung.

Auf den Geschmack gekommen, versuchte sich Johann dieses Jahr an einem anderen Rekord: Schnellste Frau auf Rollschuhen (Quads) beim Berlin Marathon. Dazu musste sie die 42km Distanz in unter 2 Stunden meistern.

Für eine Inline-Skaterin ist der Umstieg auf die Vorgänger der modernen Inline-Skates alles andere als einfach. Bereits im März fing Johann damit an, erste Gehversuche im Kindertraining des TSuGV Goßbettlingen zu machen. Wie sie selber sagt, waren die ersten Male sehr ernüchternd: „Während die Kinder ihren Spaß hatten und mich auslachten, machte ich meine ersten wackeligen und schmerzhaften Erfahrungen auf Rollschuhen.“ Frustriert schickte sie das erste Paar zurück, konnte aber nicht widerstehen, nochmals ein anderes Paar zu versuchen.

Diese passten besser aber die ersten Trainings waren dann doch sehr frustrierend und es kam häufig bei ihr die Frage auf, ob es sein kann, dass eine Inline-Skaterin, die viele Rennen gefahren ist, so große Probleme mit Rollschuhen haben kann. Die Antwort darauf ist sehr einfach. Die Gewichtsverlagerung auf die Füße ist komplett unterschiedlich und somit eine komplett neue Erfahrung.

Dank den tollen Trainingsmöglichkeiten in Großbettlingen auf der Bahn und in der Sporthalle konnte Johann die Defizite schnell abbauen.

Noch keine 10 Trainingseinheiten auf den Rollschuhen absolviert, gab es für Johann den ersten Härtetest. Am 07.05.2023 startete sie wagemutig beim Inline-Halbmarathon-Rennen in Ettenkirch. Sturzfrei wurden die ersten Erfahrungen auf Straßen- und Feldwegen gesammelt. Als letzte im Ziel war sie mit 1:02h mehr als zufrieden und sicher, dass der Guinness Buch Rekord in Berlin zu schaffen ist.

Der nächste Schritt war nun auszutesten, was die breiten Rollen alles weg bügeln können. Große und kleine Steine, rauer Asphalt, Dreck, Gullideckel und alles weitere, was Inlineskatern und Rollschuhläufern gefährlich werden kann, um eine noch höhere Sicherheit zu erlangen.

Bis zur Generalprobe beim EBM Papst Marathon in Künzelsau floss noch viel Schweiß. Dort gelang Ihr auf der 23km Distanz eine Zeit von 56 Minuten. Dies sorgte für die letzte Überzeugung, in Berlin die 2 Stundenmarke zu knacken.

In Berlin angekommen gab es zuallererst das Meeting mit den Offiziellen vom Guinness Buch der Rekorde am Brandenburger Tor. Drei Offizielle aus Großbritannien waren vor Ort und nahmen Ihre Rollschuhe genau unter die Lupe. Am Ende gab es dann das „good to go“ von den Engländern.

Gänsehaut gab es dann am Start. Zu den ACDC-Klängen von Hells Bells ertöne der Startschuss und gemeinsam mit 4500 Skaterinnen und Skater ging es auf die 42km.

Schnell musste Johann erkennen, dass das Tempo der anderen Skaterinnen und Skater auf Inlinern nicht mitgehen konnte und musste sich erst mal eine passende Gruppe suchen.

Nach ca. 10km gab es dann eine große Schrecksekunde zu überstehen. Johann blieb an einem Straßenbahngleis hängen und klatschte sehr unsanft auf den Asphalt. Dank der Anfeuerung der vielen Zuschauer stand sie schnell wieder auf und skatete weiter.

Doch dann wurde es Kilometer für Kilometer schwerer für Johann: „Der Asphalt wurde gefühlt immer rauer und ich musste deutlich mehr Kraft aufwenden, um an einer Gruppe Anschluss halten zu können.“ Mit den Schmerzen, hervorgerufen durch den Sturz, begannen ihre Kräfte schnell zu schwinden. Dazu kam die größere Aufstandsfläche auf den Rollschuhen gegenüber den Inline-Skates, die deutlich mehr Kraft beim Abdruck benötigen.

Beflügelt durch das herannahende Ziel gab es für sie ab Kilometer 30 wieder neue Kraft und sie übernahm zeitweise sogar die Führung in Ihrer Gruppe, um das Zeitziel zu erreichen. Kurz vor dem Ziel fuhr sie der Gruppe dann sogar weg und konnten in 1:58:36 Stunden die Ziellinie überglücklich überqueren.

Im Anschluss gab es dann das obligatorische Foto mit den Offiziellen vom Guinness Buch der Rekorde und die Überreichung der Urkunde mit dem englischen Titel: „Fastest Marathon on Rollerskates (female)“.

Johann war im Ziel überglücklich: „Ohne den dummen Sturz wäre sicher noch eine viel bessere Zeit möglich gewesen. Rollschuhlaufen war eine neue Erfahrung, die auch ihre Reize hat, aber ich freue mich auch wieder für die nächste Saison wieder Inliner schnüren zu können.“

Bleibt abzuwarten, welchen Rekord Sarah Johann als nächstes knacken möchte.

Infos:

https://www.guinnessworldrecords.com/news/2023/9/discover-the-incredible-records-of-the-berlin-marathon-2023-758383